Critical Mass in Solidarität mit der sozialen Revolte in $hile

Seit der massiven Unruhen im Oktober 2019 ist trotz aller repressiven Härte und Convid 19 ist in dem Gebiet, welches vom chilenischen Staat dominiert wird, nie wirklich Ruhe eingekehrt. Für viele Menschen vor Ort haben sich die Tage während der Hochzeit der 5 Monate im Ausnahmezustand wie eine warhaftige Revolution angefühlt. Und Selbst weniger optimistische Freund*innen waren zu tiefst berührt und beeindruckt von den tiefgreifenden sozialen Veränderungen, die sich im Verlauf der Revolte ihre Bahn brachen. Eines scheint aber von allen Menschen welche auf die eine oder andere weise an den Geschehnissen beteiligt waren geteilt zu werden, die Aussage: „Die Menschen wurden wachgerüttelt…es gibt kein Zurück…“. In den Mainstream-Medien hier wurde selbst während der beeindruckenden Mobilisierungen am Anfang des Sozialen Aufstandes kaum berichtet und in Zeiten von Corona sind die Geschehnisse nicht einmal mehr eine Randnotiz wert. Dies ist um so trauriger in Anbetracht der Tatsache, dass im Inneren der Revolte viele wichtige Themen wie z.B. Feminismus, soziale „Gerechtigkeit“, der Kampf der Mapuche, Privatisierung von essentiellen Gütern z.B. Wasser/ Krankenversorgung sowie vieles mehr diskutiert wurden und deren Charakter geprägt hat. Die Revoltierenden* haben durch ihren Kampf diese Themen in die chilenische Gesellschaft getragen ohne sich in Forderungskatalogen oder Führungsansprüchen zu verstricken. Eine weitere hervorzuhebende Stärke war und ist die erstaunliche Diversität der Menschen, die sich an den Protesten beteiligen sowie die gegenseitige Akzeptanz und Respekt gegenüber anderen Perspektiven.

Es ist unmöglich all die Fascetten dieser tiefgreifenden Ereignisse darzulegen – daher werden wir das in diesem kleinen Aufruf gar nicht erst versuchen. Stattdessen wollen wir hiermit jede*n dazu aufrufen sich selbst ein Bild zu machen und sich mit den Geschehnissen dort zu beschäftigen.

In den letzten Wochen wurde erneut in mehreren Regionnen eine Ausgangssperre verhängt, die vom Militär durchgesezt wird. Momentan wird Diese allein mit dem Versuch die convid 19 Pandemie einzudämmen begründet – ein Schelm wer böses dabei denkt… Fakt ist, dass es der Regierung um Pinera nicht gelungen war die Unruhen zu ersticken. Die Proteste waren im März 2020 nach einer kurzen Pause mit viel Energie wieder aufgenommen worden und Nachbarschaftsversammlungen, Strassenkämpfe, Plünderungen,… hatten erneut mit aller Entschlossenheit das bestehende System in Frage gestellt. Was werder Polizei noch Militär vermocht hatten scheint in Kombination mit der diffusen Bedrohung durch das Virus zunächst aufzugehen. Im Zusammenhang mit der mangelnden Gesundheitsversorgung, welche sich nur eine kleine Elite leisten kann und dem faktischen Zwang weiterhin mit öffentlichen Verkehrsmitteln dicht gedrängt zur Arbeit zugelangen, sind es ein weiters mal die häufig prekär beschäftigten Arbeiter*innen, welche mit das höchste Risiko tragen. Ein weiterer Faktor ist, dass es Massen an Leuten gibt, deren Lebensgrundlage darin besteht Dinge auf der Strasse zu verkaufen und deren Überleben nach wenigen Tagen Ausgangsperre buchstäblich bedroht ist.

An vielen Orten wird nun versucht durch solidarische Nachbarschaftshilfe, Suppenküchen und einiges mehr eine kollektive Antwort von Unten auf diese Misere zu finden. In diesem Prozess wird erneut auf die während der Revolte entstandenen Kontakte und Netzwerke zurückgeriffen.  Menschen schätzen sich glücklich, dass sie vor kurzem erst erlebt haben, was für eine Stärke sich durch diese Form der Organisierung entwickeln lässt und dadurch Hoffnung besteht auch diesen Schlag gemeinsam durchzustehen. Doch natürlich steigt der Druck und es gibt erneut Mobilisierungen und Barrikaden in den Straßen – hauptsächlich in Solidarität mit den Gefangenen und um der Wut gegen ein System Ausdruck zu verleihen welches durch seine Maßnahmen den Hungertod von Teilen seiner Bevölkerung vorantreibt. In den Knästen Chiles gab es seit dem Ausbruch des Virus mehrere Meutereien und Ausbruchversuche worin sich die Wut der Insass*innen darüber ausgeliefert zu sein manifestierte und der gemeinsame Versuch unternommen wurde sich dem Risiko einer drohenden Massenanseckung zu entziehen. Seit dem 4 Mai befinden sich Gefangene der Mapuche in einem undefinierten Hungerstreik um die Möglichkeit ihre Haftrafe in ihren Komunen verbüßen zu dürfen zu erstreiten. Es gibt verschiedene Texte, die zur Solidarität mit den Gefangenen der Mapuche, der Revolte und auch allen Anderen aufrufen um diesen Kampf gemeinsam zu führen.

In Zeiten von Corona ist einmal mehr klar geworden, dass wir auf einer globalisierten Welt leben. Waren und priviligierte Menschen können sich auf diesem Ball schnell und frei bewegen während andere dazu verdammt sind die negativen Folgen an Ort und Stelle auszubaden. Globale Krisen ausgelöst durch die Ausbeutung von Rohstoffen sowie Lebewesen und die Zerstörung der Natur werden vorausichtlich weitere Pandemien und Klimakathastrophen verursachen. In Chile wären als Beispiele für die globalisierte Ausbeutung der Natur vor allem die Abholzung des Urwaldes zu gunsten von Monokulturen, die Überfischung durch internationale Fangflotten und die Verseuchung des Atlantik durch gigantische Fischfarmen zu nennen. Ein Großteil des Europäischen Reichtums basiert auf der historischen und aktuellen Ausbeutung der Bodenschätze und Ressourcen anderer Kontinente (In Chile gab und gibt es große Kupfervorkommen). Es macht uns wütend wenn in Anbetracht dieser Tatsache Geflüchtete als Wirtschaftsfüchtlinge abgewiesen und Grenzen als Schutz vor Pandemien Geschlossen werden. Und es kotzt uns an wenn von hiesigen Politiker*innen andere Länder auf Grund ihrer mangelhaften Umweltschutzbedingungen gerügt werden und ein weiterer Grund für „unseren“ Reichtum die sogenannte industrielle Revolution die gnadenlose Zerstörung unserer Natur bedeutet hat. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die hier ansässigen Konzerne natürlich weiterhin bevorzugt dort produzieren lassen wo es kaum Gesetze zum Schutz von Umwelt oder Arbeiter*innen gibt.

Uns ist klar, dass eine Welt in Zukunft nur besser sein wird wenn wir diese erkämpfen. Wenn wir unseren Konsum einschränken, die Natur respektieren, uns horizontal organisieren und wir den Kapitalismus überwinden ohne in etwas wie eine Diktatur oder Monarchie zurückzufallen.
Um erste Schritte in diese Richtung zu machen zu können war und ist in einr globalisierten Welt die Solitarität über Grenzen hinweg ein entscheidenter Faktor. Denn es scheint unmöglich auf eine emanzipatorische Weise einzelne Gebiete aus dem globalen kapitalistischen Konstrukt zu lösen ohne erneut unterdrückt oder ausgebeutet zu werden.

Die Critical Mass ist für uns ein Zeichen gelebter Solidarität mit einer Bewegung, einzelnen Gruppen und Individuen mit denen wir uns auf Grund Ihrer Inhalte, Praxis, verbunden fühlen.
Wir möchten Ihnen den Rücken Stärken und unserer Afinität ausdruck verleihen.

Liebe und Anarchie !

Euer freundliches Anarchistisches Kollektiv

 

Die Aktionsform der Critical Mass haben wir gewählt, da das Fahrrad zum einen in Zeiten von Klimawandel eine nicht aussreichend berücksichtigte Alternative darstellt und es uns zum anderen die Möglichkeit eröffnet unseren Protest an viele Orte dieser Stadt zu tragen um so hoffentlich den einen oder anderen Menschen zu erreichen.
Wir wollen schnell und selbstbestimmt unterwegs sein und kreativ unsere Inhalte vermitteln, also lasst euch was einfallen und bereitet was vor – wir werden gemeinsam den Charakter dieser Fahrradtour bestimmen.
Natürlich werden wir in Zeiten von convid19 maskiert und in einem Mindestabstand durch die Stadt rollen.
An einem Punkt in der Innenstadt wollen wir mit den Genoss*innen der Rojava-Solidarität zusammenschließen, die zeitgleich eine andere CM starten werden. Wir betrachten diese CM als gemeisame Initiative und hoffen mit vereinten Kräften auf 2 wie wir finden äusserst inspirierende und unterstützenswerte Bewegungen in die Leipziger Öffentlichkeit tragen zu können.
Im folgenden noch einige Techniks zur rechtlichen Grundlage einer CM wobei sich mensch natürlich nie darauf verlassen sollte, dass sich die cops an irgendwelche Rechte halten.

Mehr als 15 Radfahrende können nach § 27 StVO einen „geschlossenen Verband“ bilden, welcher allerdings für andere Verkehrsteilnehmende deutlich als solcher erkennbar sein muss. Für diesen Verband gelten sinngemäß die Verkehrsregeln eines einzelnen Fahrzeugs und er hat z. B. – als wäre er etwa ein Sattelzug – in einem Zug über eine Kreuzung mit Ampel zu fahren, selbst wenn diese zwischenzeitlich auf Rot umschaltet. Dies wurde 1989 durch ein Urteil des Landgerichts Verden bestätigt.[11] Für Teile eines „geschlossenen Verbands“ gilt zudem auch nicht eine ausnahmsweise angeordnete Radwegbenutzungspflicht nach § 2 Abs. 4 StVO: Sie dürfen z. B. auch auf der Fahrbahn zu zweit oder mehreren nebeneinander fahren.

Wir freuen uns darauf mit Euch eine kämpferische Fahraddemo zu gestalten!

Euer freundliches Anarchistisches Kollektiv